Wort zum Sonntag Sexagesimae (7. Februar 2021)
Karneval, Fasching? – Das feiern wir hier wenig und Faschingssonntag ist auch noch nicht da. Dennoch. Fasching bildet ja eine Art „Zwischenzeit“,
schon wieder eine Zwischenzeit, ja, das gibt es immer wieder, diesmal im „Kirchenjahr“ zwischen der „Epiphaniaszeit“ und der Passionszeit.
Zudem sind wir in der Willehadigemeinde auch in einer Zwischenzeit:
am letzten Sonntag, 31. 1. haben wir Pastor Eckhard Gering in den Ruhestand verabschiedet – und in einer Woche, am 14. 2. wird Pastor Henning Mahnken in sein Amt hier eingeführt. Kurz durchatmen dazwischen. Und warum nicht ein bißchen Karneval.
Da werden „Büttenpredigten“, meist gereimt, gehalten. Was ist denn eine „Bütt?“, frage ich eine Schweizer Freundin, „ein Faß“, sagt sie und in wikipedia steht:
Die Bütte, die Butte, die Bütt, der Zuber oder das Schaff ist ein großes Gefäß von runder oder ovaler Form ohne Deckel. In der Regel sind diese Gefäße breiter als hoch. Bütten werden traditionell bei der Papierherstellung oder beim Weinbau verwendet.
Oder um Reden unterschiedlicher Art zu schwingen.
Worte. Die Macht von Worten. Zu Fasching ist komische, kritische, bissige Gesellschaftskritik besonders willkommen. Was ändert das? Vielleicht nicht viel, vielleicht einiges? Menschen wachen auf, kriegen auf einmal etwas mit, das sie nie bemerkt haben oder noch besser: beginnen zu denken, eigenständig und selbst zu denken.
Denn aus dem Staunen kommt das Fragen und das Denken. Worte können uns tief beeindrucken; uns manipulieren; uns trösten; uns aufmuntern und stärken. „Auf dein Wort hin“, sagt ein erfahrener Berufsfischer zu Jesus, der von Fischfang keine Ahnung hat, will ich – gegen jede Fischererfahrung – nochmal am Tage herausfahren und mein Netz auswerfen. Und das Netz wurde voll. Leben in Fülle auf Jesu Wort hin. Welch Kraft darin liegt!
Nicht jederzeit können wir gute Worte auch aufnehmen. Jesus erzählt dazu ein Gleichnis (Lukasevangelium 8, 4-8). Aber dann fällt auf einmal ein gutes Wort tief in unsere Seele – und bringt etwas in Bewegung in uns. Es fällt vielleicht damit eine lang getragene Last von uns ab – oder es kommt uns ein ganz neuer Gedanke – wir atmen auf –oder ein oder durch!
Immer wieder hat Gottes Wort Menschen bewegt, ihr Leben verändert oder Menschen gestärkt und getröstet. In einer Büttenpredigt 2020 (gekürzt und verändert) erzählt Pfarrer I. Maybach, Frankfurt/ Main von Gott und seinem Wort, das in immer anderer Form zu uns spricht, vom Himmelreich – und von Narren.
Liebe Gemeinde, ich sag es euch gleich:
Den Narren gehört das Himmelreich.
Das heißt: wenn wir rechte Narren sind,
nehmen wir Gottes Reich an, wie ein Kind,
das die Hände voll Hoffnung zum Vater hebt,
weil es aus seiner Liebe lebt.
„Vater unser im Himmel“, so beten wir schon
seit 2000 Jahren, weil damals sein Sohn
so zu beten lehrte. Doch: es ist auch nachzulesen,
daß Gott bereits anfangs nicht nur im Himmel gewesen.
Denn am Anfang schuf Gott Himmel und Erde
und das Licht: auf daß es heller werde.
Er schied die Wasser, den Tag von der Nacht,
hat Pflanzen, Tiere und Menschen gemacht.
Im Paradies kam es, daß wir Menschen mehr Erkenntnis wollten,
doch vom Baum der Erkenntnis nicht essen sollten.
Wir aßen dann doch; aus Neugier und weil:
der Wissensdurst ist halt von uns ein Teil.
So sind wir aus dem Paradies geflogen
und meinten, Gott habe sich vornehm zurückgezogen.
Weil Gott nun nicht mehr so nahe dabei,
hieß es fortan, daß er wohl im Himmel sei.
Wollte man mit ihm reden, was machte man da?
Hände und Herzen zum Himmel – Halleluja!
Die Probleme wuchsen seit Kain und Abel,
es gab Mord und Totschlag und den Turmbau zu Babel.
Gott sah: was so gut war, war gar nicht mehr gut…
Und zur Reinigung sandte er eine große Flut.
Als sich nach der langen Flut die Wolken verzogen,
stand am Himmel der erste wunderschöne Regenbogen.
Ihn gab Gott als Zeichen für seinen Bund der Treue,
daran sich jeder von Noah bis heute freue!
Es gibt noch viele andere alte Geschichten,
sind sie nicht veraltet? – nein, mitnichten!
Sie sprechen mitten in unser Leben hinein –
und so soll es sein.
Liest du mal alle Psalmen, weißt du, wenn du fertig bist,
daß Gott überall gegenwärtig ist,
selbst wenn man unter die Erde geht, wie es in Psalm 139 steht.
In Psalm 121 wiederum hebt
ein Beter, der fest im Glauben lebt,
seine Augen zu den Bergen empor:
Hilfe, Hilfe kommt mir woher?
Hilfe kommt von Gott, der alles Leben ernennt,
so wird es sichtbar und man erkennt:
Gott ist mit seinem Wort in seiner Schöpfung präsent.
Wer das erlebt, der ist gut dran,
der spürt Gottes Nähe – vielleicht auch nur dann und wann-
und er kann zuversichtlich vor Gott hintreten
und für alles umfassend beten.
Es geht nun darum, dazu beizutragen, daß hier, auf der Erde,
Gottes Reich heute schon sichtbar werde.
Denn es ist noch nicht da, hat aber längst begonnen
und, ich sag es euch klar: nicht nur für die „Frommen“!
Wie das Himmelreich ist, hat uns Jesus geschildert,
mit Geschichten und Gleichnissen hat er es bebildert.
So ist zum Beispiel das Himmelreich
einem winzig kleinen Senfkorn gleich.
Erst wird es gesät in die Erde
auf daß daraus eine Pflanze werde.
Und mit Gottes Hilfe wächst es dann
so hoch, daß es Schatten gibt und Vöglein Schutz bieten kann.
Wir hören das Gleichnis und lernen daraus:
In kleinen Schritten breitet der Himmel sich aus.
Es fängt bei einem jeden an,
daß Gottes Reich weiter wachsen kann.
Es geht um unsere Mitarbeit
für Frieden, Liebe und Gerechtigkeit.
Die Kraft dafür ist in Gott schon da:
und es bleibt doch immer ein Wunder, das ist ja klar.
Und Samen sät Gott reichlich aus
sein Wort an allen Orten, auch in diesem Haus,
viele helfen mit und sagen es weiter,
nur – überall geht es nicht auf – lei(t)der!
Es ist ein – oft mühsamer! - Weg in kleinen Schritten
und wir dürfen jederzeit Gott um Hilfe bitten.
Die kleinen Schritte fallen auch nicht immer leicht
manchmal scheint es, daß man gar nichts erreicht.
Manchmal erntet solche Arbeit auch nur Spott:
„Ihr macht euch zum Narren für den lieben Gott!“
Liebe Gemeinde, ich sag es euch gleich:
Solchen Narren gehört das Himmelreich!
Sie hießen oft Narren, die, die zu Jesus kamen:
Füße fest auf der Erde und Herzen im Himmel – Halleluja – Amen!
Pastorin Susanne Bömers, St. Willehadi